Die Bezeichnungen Bio, Ökologisch und Ähnliche haben in den Sortimenten der Händler so ziemlich aller Branchen massiv zugenommen. Es gibt kaum mehr ein Produkt, das in nicht auch als Bio-Variante erhältlich ist, aber macht das auch Bio-Babykleidung Sinn?
Das Kindeswohl geht vor
Die Haut von Säuglingen und Babys ist äußerst sensibel und empfindlich, deswegen ist die Hautverträglichkeit das oberste Gebot. Entscheidend dafür ist in erster Linie die Schadstofffreiheit der Textilien. Außerdem gelten natürliche Materialien wie Baumwolle grundsätzlich als hautverträglich und allergikerfreundlich. Um eine offizielle Einstufung als Bio-Produkt zu erhalten, gibt es mehrere Prüfstellen, die Zertifikate und Siegel verleihen und dir somit eine zuverlässige Einschätzung an die Hand geben. Dazu zählen beispielsweise das GOTS (Global Organic Textile Standard), das vom Anbau bis zum Vertrieb für eine nahezu rundum umweltverträglich Produktionsweise steht, oder das OEKO-Tex-Siegel, welches bei der Bewertung Wasser- und Energieverbrauch, Abwasser- und Abfallbehandlung sowie die allgemeine Schadstofffreiheit berücksichtigt. Darüber hinaus gibt es noch weitere Prüfsiegel, die sich in ihren Bewertungskriterien mitunter allesamt unterscheiden. Alles in allem haben Öko-Produkte aber einige unbestreitbare Vorteile, auch wenn dir der Biohype manchmal wie ein Modetrend erscheinen mag. Im Folgenden werfen wir zunächst einen Blick auf die positiven Eigenschaften von verschieden natürlichen Materialien. Diese gelten logischerweise auch, wenn sie nicht mit einem Bio-Zertifikat versehen sind.
Baumwolle
Allen voran Baumwolle ist ein besonders weiches und atmungsaktives Material. Gleichzeitig nimmt sie Feuchtigkeit, zum Beispiel den Schweiß, gut auf und eignet sich somit hervorragend für den Alltagsgebrauch sowohl im Winter als auch im Sommer.
Wolle
Wolle, die aus dem Fell von Schafen gewonnen wird, hat seine Vorteile ebenfalls im Bereich der Feuchtigkeitsregulation. Sie kann diese sehr gut aufnehmen, ohne sich dabei feucht anzufühlen. Außerdem weist sie Nässe nach außen hin ab und hält im Winter extra warm.
Seide
Seide gilt als exklusives Material und ist weich, anschmiegsam und luftig, weshalb sie besonders im Sommer äußerst angenehm zu tragen ist. Sie empfiehlt sich, wenn dein Baby eine überdurchschnittlich empfindliche Haut hat oder unter Neurodermitis oder Ähnlichem leidet.
Bambusfasern
Die Verwendung von Baumbusfasern ist eher eine neue Erscheinung. Sie werden aus Viskose hergestellt und nehmen Feuchtigkeit ebenfalls hervorragend auf, wobei sie sie gleichzeitig auch sehr gut ableiten. Das macht die exotische Faser zu einem geeigneten Stoff für warme und für kalte Tage.
Hanffasern
Ebenfalls im Kommen sind Hanffasern, die besonders reißfest und stabil sind, sowie Sojafasern, die mit ihrer weichen und glatten Beschaffenheit an Seide erinnern.
Ab wann ist Kleidung Öko?
Wie du siehst haben natürliche Textilien einiges zu bieten aber damit sich ein Produkt mit der Beschreibung Bio schmücken darf gehört noch einiges mehr dazu. Folgende Anforderungen gilt es zu erfüllen: Alle verwendeten Stoffe und Inhalte müssen aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Dabei dürfen keine Pestizide, Düngemittel oder Gentechnik verwendet werden. Tierische Produkte, wie etwa Wolle, Leder oder Fell, dürfen nur von Tieren kommen, die unter streng artgerechten Bedingungen gehalten werden. Unter keinen Umständen dürfen sie mit Hormonen, Antibiotika oder Insektiziden behandelt werden. Des Weiteren ist es erforderlich, dass die Tiere ausschließlich auf Wiesen grasen, die nicht gedüngt werden. Schlussendlich dürfen auch bei der Weiterverarbeitung keine giftigen Farbstoffe oder Bleichungsmittel eingesetzt werden.
Ein Blick aufs Etikett lohnt sich
Als Mutter eines kleinen Kindes ist dir dessen Wohlbefinden wohl das größte Anliegen. Allein schon deswegen lohnt es sich, darauf zu achten, womit es in Kontakt kommt. Wer etwas weiter denkt, dem wird jedoch schnell klar, dass die gesunde Zukunft deines Nachwuchses nicht nur mit schadstofffreien Textilien, sondern auch unmittelbar mit einem gesunden Planeten in Verbindung steht. Auch wenn dieser Zusammenhang dir im Alltag vielleicht nicht immer direkt ins Auge springt, ist er dennoch zweifelsfrei erwiesen. Die Nutzung von Pestiziden, Herbiziden und anderen chemischen Substanzen in der Landwirtschaft bieten zwar einen kurzfristigen Schutz des Ertrages, langfristig gesehen richten sie aber erheblichen Schaden an. Fruchtbarkeit und Langlebigkeit des Bodens werden nachthaltig geschädigt. Giftige Stoffe gelangen durch den Boden ins Grundwasser sowie in Flüsse und Seen. Über Umwege landen sie so auch früher oder später in Trinkwasser und Lebensmitteln. Einige der in der konventionellen Textilindustrie verwendeten Chemikalien werden von der WHO als mittel- bis hochgefährlich eingestuft, was so ziemlich alle Eltern bedenklich stimmen dürfte. Dem eigenen Nachwuchs eine intakte und vitale Erde zu hinterlassen, sollte in deinen Bemühungen um gute Lebensbedingungen für dein Kind also definitiv miteinbezogen werden.
Warum Bio-Babykleidung mehr kostet
Vielleicht hast du das aktuell große Interesse um Bio- und Ökoprodukte schon einmal als übertrieben oder als Trend, der lediglich Besserverdienern vorbehalten ist abgetan und, ja es stimmt, viele Firmen nutzen die Bioproduktionsweise als Marketingstrategie und als Rechtfertigung für hohe Preise. Du solltest dir aber gesagt sein lassen, dass es durchaus gerechtfertigte Gründe gibt, warum Bio-Babykleidung teurer ist:
-
Generell sind umweltschonende Arbeitsweisen meistens kostenintensiver und erfordern mehr Personal, welches wiederum höhere Lohnkosten verursacht.
-
Die Erträge fallen in der Regel kleiner aus, da keine Düngemittel, Pestizide und Herbizide eingesetzt werden.
-
Es darf nur spezielles und unbehandeltes Saatgut verwendet werden, das nicht gentechnisch verändert wurde.
-
Da die Erträge niedriger sind, fallen die Stückkosten in der Weiterverarbeitung höher aus.
Alles in allem steckt also mehr dahinter als ein bloßer Trend. Auch große Modeketten beginnen immer mehr auf natürliche Produktionsweisen und Materialien zu setzen. So bekommt man einen Kurzarmbody aus 100% Baumwolle schon ab 6 Euro. Es lohnt sich also, in Zukunft vielleicht einen etwas genaueren Blick aufs Etikett zu werfen.