Erwachsene neigen dazu, beim Wort „Spielen” an Tätigkeiten zu denken, die keinen großen Mehrwert für das eigene Leben bieten. Wer spielt, ist nicht produktiv und vergeudet seine Zeit. Aber wusstest du auch, dass die menschliche Entwicklung maßgeblich durch das Spielen geprägt wird? Hier erklären wir dir, wie und warum das funktioniert!
Warum spielen Kinder?
Vielleicht fällt es dir schwer, es zu glauben, aber Spielen ist tatsächlich auch für uns Erwachsene noch wichtig. Grund dafür sind die Vorteile des Spielens: es entspannt und lässt uns in vielen Fällen sogar noch etwas über uns selbst und über die Welt lernen. Dem Produktivitätszwang unserer Zeit ist es geschuldet, dass wir Spielen als eine Zeit verstehen, in der man kein Geld verdient und die Arbeit liegen bleibt. So ist die kreative Beschäftigung oft negativ behaftet. Spätestens, wenn es um dein Kind geht, solltest du aber Abstand von dieser Haltung nehmen und dir darüber Gedanken machen, wie wichtig das Spielen für deinen Nachwuchs ist! Es dient keinesfalls nur dazu, dir selbst Zeit und ein paar Minuten Ruhe zu verschaffen, sondern ist vielmehr der Schlüssel zum Bewusstsein deines Kindes. Anstatt Spielen als Ablenkung und bloßen Zeitvertreib zu betrachten, solltest du es lieber als konstruktive Auseinandersetzung mit der Welt verstehen und dementsprechend die Qualität des Spielverhaltens sehr genau beachten.
Was entwickeln Kinder beim Spielen?
Im Spiel probieren Kinder verschiedene Handlungen und Verhaltensweise aus. Auf diese Art kommen sie dahinter, wie Dinge funktionieren, zusammenhängen und welchen Sinn sie haben. Es handelt sich um ein Grundbedürfnis deines Babys, das der Entfaltung seiner Fähigkeiten dient und ihm bereits genetisch in die Wiege gelegt ist. Es ist eine spielerische Art, die motorischen Fähigkeiten auszubauen.
Dabei suchen Kinder sich selbst die Anregungen, die sie gerade für ihre Entwicklung brauchen und fördern damit folgende Entwicklungsbereiche:
- Verantwortung für sich und andere
- Denk- und Lernfähigkeit
- Kreativität
- Selbstwertgefühl und -vertrauen
- Einfühlungsvermögen
- Konfliktfähigkeit
- Aushalten von Enttäuschung und Misserfolg
- Einhalten von Regeln
Die 5 Spielformen
- Das Funktionsspiel
Dieses sogenannte sensomotorische Spiel ist die erste Spielform und Basis für alle weiteren. Hierbei steht die Bewegung des Körpers im Vordergrund, welche sich innerhalb weniger Monate von unkoordiniert zu gezielt entwickelt. So lernen Babys, welche Auswirkungen ihre Bewegungen haben, stärken ihr Selbstvertrauen sowie ihre visuelle, auditive, fein- und grobmotorische Wahrnehmung. Dafür eignen sich beispielsweise Kuscheltiere.
- Das Konstruktionsspiel
Diese zweite Phase baut auf dem Funktionsspiel auf. Der Sprössling hat sich bereits mit seinem Spielzeug auseinandergesetzt und kann dieses gezielt verwenden. Das sollte zunächst noch ohne Vorbild erfolgen, damit es nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch die Kreativität und Fantasie stärkt.
- Das Rollenspiel
Bei diesem „So tun als ob” ahmen Kinder gezielt das Verhalten von Vorbildern nach. Dadurch entsteht eine Auseinandersetzung mit alltäglichen Beobachtungen, welche zunächst allein und dann gemeinsam mit Spielkamerad:innen erfolgt. Letzteres stärkt die sozialen und verbalen Fähigkeiten.
- Das Regelspiel
Die auch als Tischspiel bezeichnete Form, erfolgt nach festgelegten Regeln und mit der Bereitschaft, diese einzuhalten. Dabei wird ein bestimmtes Ziel verfolgt, an dessen Ende ein:e Gewinner:in und ein:e Verlierer:in feststeht. Voraussetzung für ein erfolgreiches Regelspiel sind kognitive, sprachliche, soziale, feinmotorische und/oder emotionale Kompetenzen.
- Das Bewegungsspiel
Wie das Regelspiel erfolgt auch das Bewegungsspiel nach festgelegten Mustern. Dabei gibt es immer mindestens einen Lernschwerpunkt: Koordination, Kraftdosierung, Verbesserung des Gleichgewichtes, Wahrnehmung oder Ähnliches.
So förderst du spielerisch leicht die Entwicklung deines Kindes
Es ist nicht nötig, das Spielen zu einer Wissenschaft zu machen. Lieber solltest du einen passenden Rahmen für die Aktivitäten deines Kindes bieten. Das ist einfacher als du jetzt wahrscheinlich denkst und gelingt dir mit diesen Tipps aber spielerisch leicht:
- Biete deinem kleinen Schatz Anregungen und Beschäftigungsmöglichkeiten, die seinem aktuellen Entwicklungsstand entsprechen und ihn weder über- noch unterfordern.
- Dein Baby sollte ausreichend Zeit und Gelegenheit haben, sich nach eigenem Ermessen zu betätigen. Du solltest ihm nicht vorsetzen, was du für richtig hältst, sondern es selbst entscheiden lassen, wonach ihm der Sinn steht. Schließlich geht es darum, dass es einen eigenen Ansatz findet, die Welt zu erkunden!
- Biete deinem Knöpfchen möglichst vielfältige Sinneserfahrungen. Anschauen, Schmecken, Riechen und mit allen erdenklichen Körperteilen Tasten wird deinem Kind großen Spaß machen. Auch Dinge in den Mund zu nehmen ist wichtig. Das sollte jedoch 100% gefahrenfrei sein. Laute Geräusche, die das empfindliche Gehör schädigen können, solltest du ebenfalls vermeiden.
- Spielen hat sehr viel mit Bewegung zu tun. Dementsprechend ist es wichtig, dass dein Sprössling seine Motorik auf viele Arten ausprobieren und verfeinern kann. Für all seine Körperteile sollte ausreichend Bewegungsfreiheit geboten werden - in einem sicheren Umfeld versteht sich.
- Wie in praktisch jedem Entwicklungsbereich auch, ist Sprache beim Spielen von großer Relevanz. Die Bedeutung einer guten Ausdrucksfähigkeit ist groß, deshalb solltest du bei der Interaktion mit deinem Kind immer versuchen, dein Handeln zeitgleich mit Worten zu beschreiben und zu erklären. Das gilt auch beim Spielen. Gemeinsam Laute und Worte zu üben und zu wiederholen wird euch viel Freude machen und ist gleichzeitig förderlich für die Sprachentwicklung.
- Viel hilft nicht immer viel. Reizüberflutung ist absolut kontraproduktiv. Du solltest die Reaktionen deines Babys genau beobachten und seine Blickrichtung oder sein Gähnen richtig deuten. Wenn es gerade ängstlich, müde oder hungrig ist, macht es keinen Sinn zu spielen.
- Eine gute Mischung aus Beschäftigung und Ruhephasen ist vorteilhaft. Obwohl es Spaß macht, ist Spielen auch oft anstrengend!
- Wenn die Umstände stimmen, können sich Babys auch für einen kurzen Zeitraum mal selbst beschäftigen. Du kannst dein Kind für fünf bis zehn Minuten sich selbst überlassen, falls es gerade gänzlich auf ein bestimmtes Spielzeug oder einen bestimmten Gegenstand fokussiert ist.
- Apropos Spielzeug: Babys brauchen eigentlich noch kein richtiges Spielzeug. Am interessantesten sind viel eher die Dinge in der unmittelbaren Umgebung und der eigene Körper. Gegenstände zu erfühlen und verschiedene Materialien, Farben und Formen kennen zu lernen, wird dein Sprössling lieben. Du kannst ihm also einfach die verschiedensten Alltagsgegenstände in die Hand drücken und es einfach mal ausprobieren lassen. Voraussetzung dafür: Keine Verletzungs- oder Erstickungsgefahr!
- Nähe und Körperkontakt sind generell sehr wichtig. Gemeinsam zu spielen ist eine tolle Gelegenheit, um Streicheleinheiten und Zärtlichkeiten auszutauschen. Körper und Stimme der Eltern wird das Kleine hochgradig spannend finden. Das gilt insbesondere in den ersten Lebenswochen!
- Zu guter Letzt solltest du stets darauf achten, dass dein Baby niemals in Gefahr ist. Auch wenn du dabei bist, können kleine Unfälle passieren. Deswegen musst du die Umgebung und die dort vorhandenen Gegenstände immer auf mögliche Gesundheitsgefährdungen hin überprüfen!
Bei gekauften Spielzeugen empfiehlt es sich, auf Qualitäts- und Prüfsiegel zu achten. Babys haben den Instinkt alles in den Mund zu nehmen. Das ist wichtig für ihre Wahrnehmung. Gleichzeitig werden auch vermeintlich harmlos aussehende Sachen dadurch zur Gefahr für das Wohlbefinden, da sich zum Beispiel Giftstoffe aus Plastik lösen können und in den Organismus gelangen.
Fazit
Spielen ist sehr viel mehr, als nur ein angenehmer Zeitvertreib. Es fördert die Entwicklung deines kleinen Lieblings auf unterschiedliche Weise, stärkt beispielsweise die motorischen Fähigkeiten sowie das Selbstvertrauen. Dafür müssen aber keinesfalls die neusten und teuersten Spielzeuge her! Besonders bei jüngeren Kindern ist die Faszination bei Alltagsgegenständen aus unterschiedlichen Farben, Formen und Materialien mindestens genauso groß. Also: Auf die Plätze, fertig, spielen!