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13.01.2022
Stillen

10 Mythen und Ammenmärchen rund ums Stillen – Stillberaterin Monika Liese klärt auf

Als Stillberaterin begegnen mir – besonders während meiner Stillvorbereitungskurse – zahlreiche Mythen und Ammenmärchen. Regelmäßig werde ich von werdenden Müttern nach ihnen und meiner Meinung dazu gefragt. Dabei kommen manchmal Themen ans Licht, die zwar lustig sind, die Frauen aber auch total verunsichern können. In diesem Gastartikel möchte ich dir helfen, einen Überblick zu erhalten!

1. Meine Brust ist zu klein oder zu groß, um stillen zu können

Falsch: Nicht die Größe der Brust ist für die Stillfähigkeit zuständig, sondern das Brustdrüsengewebe. Geformt wird die Brust durch das Fettgewebe. Eine kleine Brust kann genauso viel Drüsengewebe enthalten, wie eine große Brust. Du brauchst dir diesbezüglich also keine Sorgen machen – stillen kannst du mit allen Brustformen und jeder Brustgröße.

2. Stillen ist immer schmerzhaft

Falsch: Schmerzen oder wunde Brustwarzen gehören nicht zum natürlichen Stillen! Falsche Anlegetechniken, Unsicherheit der Mutter und ein ungünstiges Saugen des Babys an der Brust sind die Hauptursachen. Ein Ansaugschmerz am Anfang ist normal und sollte während der Stillmahlzeit nicht mehr vorhanden sein. Sollten nach 5 Tagen Stillen noch immer Schmerzen vorhanden sein, frag am besten deine Hebamme, deinen Geburtshelfer oder deine:n Stillberater:in um Rat – die können dir mit Sicherheit helfen!

3. Blähende Lebensmittel verursachen Bauchschmerzen beim Baby

Falsch: Du kannst in der Stillzeit alles essen, was dir schmeckt. Dein Sprössling kennt deine Vorlieben bereits aus der Schwangerschaft. Tatsächlich gehen zwar die Duftstoffe aus den Lebensmitteln, die du zu dir nimmst, in die Muttermilch über, der Effekt davon ist aber positiv. Die verschiedenen Gerüche erleichtern deinem Sprössling nämlich später den Übergang zur Beikost. Die Bauchschmerzen deines kleinen Lieblings kommen schlichtweg davon, dass der kindliche Darm noch nicht ausgereift ist.

4. Mütter müssen besonders viel trinken, damit viel Milch da ist

Falsch: Hier besteht keinerlei Zusammenhang. Die Milchmenge wird durch häufiges und langes Stillen beeinflusst. Dafür musst du also nicht extra viel trinken. Achte aber darauf, dass du grundsätzlich – egal ob schwanger, stillend oder keins von beidem – ausreichend trinkst, um nicht zu dehydrieren!

5. Sport macht die Milch sauer

Falsch: Natürlich darfst du Sport treiben! Langsames und aufbauendes Training ist während der Stillzeit sogar wichtig. Zu viel Sport kann dabei tatsächlich den Geschmack etwas verändern, das stört und beeinträchtigt dein aber Baby nicht. Die Milch wird davon weder sauer noch schlecht.

6. Bei Fieber sollten Mütter eine Stillpause einlegen

Falsch: Auch bei Fieber kannst du in den meisten Fällen unbedenklich weiterstillen. Der Mythos, die Milch sei dann zu heiß und das Baby bekomme durch die Muttermilch ebenfalls Fieber, ist nicht mehr als eben das: ein Mythos! 
Allerdings solltest du auf jeden Fall deinen Arzt oder deine Ärztin aufsuchen und dich behandeln lassen. Auch deine Hebamme kannst du um Rat und Unterstützung bitten - vor allem, wenn du dir unsicher bist. 

7. Bei erneuter Schwangerschaft darf nicht mehr gestillt werden

Falsch: Hier ist sich die Wissenschaft schon lang einig: Es gibt keine negative Beeinträchtigung der Schwangerschaft durch das Stillen. Es ist allerdings möglich, dass die Brustwarzen wieder empfindlicher werden oder es allgemein anstrengender für dich wird. Außerdem kann sich der Geschmack der Muttermilch leicht verändern. Der Körper stellt sich nämlich bereits auf das neue Baby um und wird somit dem Kolostrum - der ersten Milch - wieder angepasst. Dabei kommt es vor, dass diese Milch dem älteren Kind nicht mehr schmeckt – einige Kinder stillen sich dann von selbst ab. Das Stillen ist also auch hier nach wie vor die Entscheidung der Mutter. Der einzige Ausnahmefall ist die Neigung zu Früh- oder Fehlgeburten – hier sollte vorsichtshalber abgestillt werden.

8. Satte Babys schlafen besser

Falsch: Zwar freut sich die Industrie, wenn sie Breie für die Nacht verkaufen kann, jedoch sollten unsere Kleinsten abends lediglich eine leichte Kost zu sich nehmen. Genau wie bei Erwachsenen sorgt es auch bei Babys für einen besseren Schlaf. Das Schlafmuster bei Säuglingen ist dennoch ein anderes als bei älteren Kindern. Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass dein kleiner Schatz nachts wegen Hunger aufwacht. Das liegt daran, dass der Schlaf bei Babys noch reifen muss und das Stillen ihnen in der Nacht unter anderem Nähe, Geborgenheit und Sicherheit gibt. Beim Wiedereinschlafen helfen dann außerdem diese wundervollen Einschlafhilfen!

9. Die Milch ist zu dünn und nichts mehr drin – ab dem 4. Monat sollte das Baby Brei bekommen

Falsch: Die Muttermilch ist den Bedürfnissen des Babys genau angepasst. Sobald das Baby aktiv wird und alle möglichen Gegenstände, wie zum Beispiel seine Spielzeuge, in den Mund steckt, verändert sich die Zusammensetzung. Ab sofort werden mehr Antikörper gebildet, um das Kind zu schützen. Laut der WHO, sollten Neugeborene bis zum 6. Lebensmonat sogar nur Muttermilch oder sogenannte Pre-Nahrung erhalten – erst danach kann mit der Beikost begonnen werden. Muttermilch ist und bleibt weiterhin die Nummer eins!

10. Nächtliches Stillen verursacht Karies

Falsch: Sobald die ersten Zähnchen kommen, müssen die Eltern auf die Zahnhygiene achten. Der Zuckergehalt der Muttermilch ist aber kein Risikofaktor! Stattdessen wird Karies von beispielsweise dem Flaschennuckeln verursacht. Um dem vorzubeugen, gibt Mundpflege-Fingerlinge und spezielle Babyzahnbürsten.

Fazit

Lass dich bitte nicht von diesen Mythen und Ammenmärchen verunsichern! Frag lieber deine Hebamme, den Geburtshelfer oder deine Stillberatung des Vertrauens. Denk immer daran: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!

Marlene
Marlene