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02.02.2023
Väter

Elternzeit als Vater – Vorurteile, Gründe und was du darüber wissen musst

Jeder dritte Vater wünscht sich mehr Zeit mit seiner Familie. Nicht grundlos haben Kinder häufig eine bessere Bindung zur Mutter: In vielen Fällen befindet sie sich länger in Elternzeit und verbringt somit monatelang jeden Tag mit dem Nachwuchs, bereitet Baby Fläschchen zu und ist die liebste Kuschelpartnerin. Das bedeutet aber nicht, dass Väter, sich diese Zeit nicht auch nehmen! Inzwischen beansprucht jeder dritte Vater Elternzeit – allerdings pausieren die meisten ihre Arbeit nur für zwei Monate. Zum Vergleich: 2018 lag die durchschnittliche Bezugsdauer der Elternzeit von Müttern bei 11,7 Monate. Doch woran liegt das? Welche Vorurteile und Ängste erschweren Vätern den Bezug der Elternzeit – und welche Modelle erleichtern diesen?

Warum gehen mehr Mütter als Väter in Elternzeit?

Umfragen nach haben rund 60% der Väter mit Kindern in einem Alter von bis zu 6 Jahren den Wunsch, die Hälfte der Elternzeit zu übernehmen. Besonders Jüngere vertreten die Meinung, dass Väter ihre Berufstätigkeit reduzieren sollten, solange ihre Kinder klein sind. Auch die generelle Meinung der Bevölkerung ist eindeutig: 82% befürworten es, wenn ein männliches Elternteil die Arbeitszeiten mindert oder sogar unterbricht, um die Kinderbetreuung zu übernehmen. Warum also herrscht noch ein so großer Unterschied in der Dauer der Elternzeit zwischen Frauen und Männern?

1. Der Wunsch der Mutter

Ein häufiger Grund ist der Wunsch der Mutter. Nachdem sie der Sprössling neun Monate lang begleitet hat und sie ihn nun endlich in den Armen halten kann, ist es meist schwer, sich von ihm zu lösen und den Arbeitsalltag wieder aufzunehmen. Bei einer Umfrage gaben ganze 32 Prozent an, dass sich die Väter diesem Bedürfnis anpassen und aus diesem Grund nur selten länger als zwei Monate in Elternzeit gehen.

2. Das klassische Rollenbild

Ein anderer weit verbreiteter Grund ist, dass für ein Drittel aller Väter die "klassische Rollenverteilung" immer noch als Ideal gilt. Das bedeutet, dass sich die Männer hier als Hauptversorger der Familie sehen, welcher das Haushaltseinkommen deckt. Währenddessen sollen sich die Frauen um Kind und Haushalt kümmern – und dieses Bild wird von außen gestärkt.

3. Gesellschaftliche Akzeptanz

„Bei der Frau muss es sich um eine Rabenmutter handeln“ und „kein echter Mann" sind nur zwei zahlreicher Kommentare, die sich Väter in Elternzeit anhören müssen. Sie berichten davon, dass kritische Seitenblicke, Tuscheleien und kleine Sticheleien an der Tagesordnung seien. Doch dabei bleibt es nicht! Auch die alltäglichen Voraussetzungen sind darauf ausgerichtet, dass sich die Mutter um die Kinder kümmert. So befinden sich beispielsweise öffentliche Wickelmöglichkeiten meist bei den Damentoiletten.

4. Beruf und Finanzen

Laut dem Väterreport 2021 des Bundesfamilienministeriums ist der häufigste Grund dafür, dass Väter seltener und kürzer in Elternzeit gehen, das Geld – eng verbunden mit der beruflichen Akzeptanz. Eine aufwendige betriebsinterne Organisation, die Angst vor beruflicher Benachteiligung sowie geringes Verständnis sind nur drei der Hürden, mit denen Männer mit Wunsch auf Elternzeit sich konfrontiert sehen. Dies kann sowohl als mangelnde Arbeitsbereitschaft als auch als fehlender Karrierewunsch gedeutet werden – obwohl beides nicht der Realität entspricht.


Diese Vorteile hat die Elternzeit von Vätern

Zunächst einmal kannst du erleichtert aufatmen: Laut dem Familienministerium führt die Nutzung von Elterngeldmonaten bei der Mehrheit von Vätern zu keinerlei langfristigen negativen Folgen im Beruf. Im Gegenteil: die Erfahrungsberichte sind überwiegend positiv. Männliche Elternteile, die sich für ihr Kind mindestens eine dreimonatige berufliche Auszeit genommen haben, berichten von einer sehr positiven Erfahrung, die sie gern noch verlängert hätten. Diese hängt eng mit folgenden Vorteilen zusammen, die bei der Elternzeit der Väter entsteht:

  • Es wird eine besonders enge Bindung zum Nachwuchs aufgebaut
  • Die Aufgaben, welche innerhalb der Familie anfallen, werden langfristig gleichmäßiger unter den Elternteilen aufgeteilt
  • Eine ausgeglichenere Work-Life-Balance des Vaters
  • Einfacherer Wiedereinstieg der Mutter in den Beruf
  • Die Arbeitsstelle des Vaters wird als familienfreundlich wahrgenommen, was für eine höhere Zufriedenheit, weniger Fehlzeiten sowie eine höhere Produktivität im Beruf sorgt – so berichtet der Väterreport des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Wie der Staat Väter in Elternzeit unterstützt

Die aufgezählten Faktoren wirken sich positiv auf das gemeinsame Familienglück aus. Und das bleibt nicht unbemerkt! Damit mehr Familien von den Vorteilen profitieren können und das Bild der klassischen Rollenverteilung langsam verblassen kann, gibt es mittlerweile zwei große Modelle in Deutschland: das ElterngeldPlus und den Partnerschaftsbonus, welche das Basiselterngeld ergänzen. Diese werden aus einem Prozentsatz des eigentlichen Einkommens der Elternteile berechnet, können also unterschiedlich hoch ausfallen. Wenn man also zeitweise auf ein wenig mehr Geld verzichtet, damit sich Mutter und Vater um die Kinderbetreuung kümmern können, lohnt es sich, an anderen Stellen zu sparen - beispielsweise kannst du Baby Kleidung und Zubehör im Sale shoppen.

Mütter und Väter haben einen gemeinsamen Anspruch auf bis zu 14 Monate Elternzeit mit Basiselterngeld – vorausgesetzt, sie teilen sich diese auf. Das ist individuell gestaltbar, also nacheinander, gleichzeitig oder abwechselnd in bis zu drei Abschnitten möglich. Dabei kann ein Elternteil die bezahlte Elternzeit maximal 12 Monate lang nutzen. Demnach lohnt sich die Aufteilung also bereits bei dem Bezug von Basiselterngeld und führt zu den bekannten zwei Monaten, in welchen Väter oft in die berufliche Auszeit gehen.

Durch das ElterngeldPlus kann die Elternzeit nun verdoppelt werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der ausgezahlte Betrag entspricht der Hälfte des Basiselterngeldes oder die Eltern gehen während der Kinderbetreuung in Teilzeit arbeiten – dann verfügt das ElterngeldPlus über die gleiche Höhe wie das Basiselterngeld mit zusätzlicher Teilzeitbeschäftigung.

Der Partnerschaftsbonus kann die bezahlte Elternzeit um vier weitere ElterngeldPlus-Monate erhöhen. Voraussetzung dafür ist, dass beide Elternteile gleichzeitig zwischen 24 und 32 Stunden arbeiten. Das gilt auch für getrennt Lebende, die gemeinsam in Teilzeit gehen, sowie für Alleinerziehende.

Fazit

Trotz einiger Vorurteile und Hürden, hat es viele Vorteile, wenn Väter bezahlte Elternzeit beanspruchen! Neben positiven Auswirkungen auf das Familienleben gibt es staatliche Elterngeldmodelle, die dies fördern: das Basiselterngeld, ElterngeldPlus und den Partnerschaftsbonus. Weitere Informationen dazu findest du beispielsweise in unserem Artikel über Elterngeldregelungen. Und diese haben Erfolg! Die durchschnittliche Bezugsdauer von ElterngeldPlus durch Väter liegt bei 8,9 Monate und beträgt damit mehr als das Vierfache von den ursprünglichen zwei Monaten. Allein im Jahr 2018 erhöhte sich die Zahl von Elterngeld beziehenden Vätern um ganze sieben Prozent. Zusätzlich gaben bei einer Umfrage 70 Prozent männlicher Elternteile an, dass sie sich mehr an der Erziehung und Kinderbetreuung beteiligen als ihre eigenen Väter. Die Zeit ist also mitten im Wandel!

Hanna
Hanna
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