Die Schwangerschaft ist eine wundervolle Erfahrung, so viel ist sicher. Ebenso sicher ist allerdings auch, dass sie phasenweise recht unangenehme Begleiterscheinungen mit sich bringt. Oft sind es hormonell bedingte Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen durch das zusätzliche Gewicht. Auch leiden manche Frauen unter chronischen Erkrankungen, die mit der Schwangerschaft nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Häufig ist der Griff zu einem handelsüblichen Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eine naheliegende und zuverlässige Lösung. In der Schwangerschaft gilt das jedoch nicht! Es ist schon ärgerlich, dass grade dann, wenn der weibliche Körper den extremen Bedingungen der Schwangerschaft ausgeliefert ist, der Griff zu Medikamenten eine heikle Angelegenheit ist. Es ist schließlich Fakt, dass alles was in den Körper der Frau gelangt, auf die eine oder andere Art auch das Baby erreicht.
Im Folgenden wollen wir dir helfen zu verstehen, was es beim Thema Schmerzmittel in der Schwangerschaft alles zu beachten gibt und außerdem die bekanntesten Wirkstoffe besprechen. Eventuell bist du ja sogar selbst betroffen und in deinem Bauch wächst grade ein kleiner neuer Mensch heran oder du hast Freundinnen oder Familienmitglieder, die bald ein Kind bekommen werden. Das Wissen um die richtige Handhabung von Medikamenten ist dabei definitiv sehr wichtig.
Wie gehe ich mit Schmerzen um?
Viele Menschen haben es sich angewöhnt bei mehr oder minder starken Schmerzen schnell eine Pille einzuwerfen. In der Schwangerschaft ist damit aber Schluss, denn die Kreisläufe von Mutter und Kind sind über die Nabelschnur miteinander verbunden, was gleichbedeutend mit einem permanenten Stoffaustausch der beiden ist. Deswegen ist die oberste Regel bei Schmerzen unbedingt Rücksprache mit einem Arzt zu halten und nicht eigenmächtig Tabletten zu nehmen. Ärzte wissen, dass sie in der Schwangerschaft immer gleich zwei Patienten behandeln und wie sensibel das junge Leben im Bauch der Mutter ist.
Sind die Schmerzen nicht zu stark, bieten sich einige alternative Möglichkeiten, wie du mit nicht medikamentösen Methoden eine Linderung erreichen kannst:
- Entspannung:
Es mag simpel klingen aber Schmerzen und Stress stehen in einem engen Zusammenhang, deshalb können Ruhe, Atemübungen und ein erholsamer Schlaf starke Waffen im Kampf gegen die Beschwerden sein. - Temperatur:
Je nach Art der Schmerzen können Wärme und Kälte hilfreich sein. Ein kalter Waschlappen auf der Stirn bei Kopfschmerz oder eine Wärmflasche im Rücken können Wunder wirken. Gleiches gilt für ein entspannendes Bad (aber nicht zu heiß). Vorsicht gilt bei Wärmepflastern mit zusätzlichen Wirkstoffen. - Bewegung:
Ein Spaziergang an der frischen Luft, Schwangerschaftsyoga oder vorsichtiges Schwimmen sind besonders bei Gelenk- und Gliederschmerzen geeignete Mittel. Am besten erst Rücksprache mit dem Frauenarzt oder Frauenärztin halten. - Massagen:
Einfach den Kopf abschalten und eine für schwangere Frauen konzipierte Massage genießen. Bis zu zehn Behandlungen zahlt die Krankenkasse und die sind wirklich Gold wert.
Es kann natürlich sein, dass die Schmerzen einfach zu stark sind und keine dieser Methoden für Besserung sorgt. Sich zu quälen macht an dieser Stelle keinen Sinn und wenn der Schmerz Stress bereitet, kann sich dieser auch das Baby übertragen. Stress ist schließlich ebenfalls gesundheitsschädlich.
Was du über die bekanntesten Mittel wissen musst
Ein Schmerzmittel muss also her. Falls kein Arzt erreichbar ist kannst du auch in der Apotheke nachfragen welches Mittel in Frage kommt. Für den Fall, dass auch das nicht möglich ist, haben wir die wichtigsten Informationen zu den bekanntesten Wirkstoffen zusammengetragen. Das übergeordnete Ziel bei der Einnahme ist grundsätzlich so nur so viel wie unbedingt nötig zu verwenden. Die Dosierung sollte aber trotzdem ausreichend sein damit der schmerzstillende Effekt auftritt, ansonsten muss später nochmal nachgelegt werden und die letztendliche Dosis wird im Endeffekt größer.
- Paracetamol:
Paracetamol ist während allen drei Trimestern der Schwangerschaft zugelassen. Es ist rezeptfrei erhältlich und hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Unter den gängigen Schmerzmitteln ist Paracetamol wohl das bestgeeignete, da es als am wenigsten bedenklich gilt. Nebenwirkungen sind allerdings trotzdem denkbar. Die Studienlage dazu ist nicht wirklich klar. Teilweise wird Paracetamol mit einem erhöhten Asthmarisiko in Verbindung gebracht. Außerdem wird eine Schädigung bestimmter Stammzellen bei Einnahme im dritten Trimester diskutiert. Generell gibt es noch einige Wirkmechanismen, die in ihrer Funktion noch nicht vollständig entschlüsselt sind. Ausgerechnet im dritten Trimester sind allerdings keine Alternativen zu Paracetamol verfügbar. -
Ibuprofen:
Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein weitverbreitetes Schmerzmittel. Es zählt zu der Gruppe der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) und hat neben einer schmerzlindernden auch eine entzündungshemmende Wirkung. Wichtig: Ibuprofen darf nur bis zu 28. Schwangerschaftswoche, also während der ersten beiden Trimester, eingenommen werden. Im dritten Trimester kann das Medikament beim Fetus zu einem vorzeitigen Verschluss von lebenswichtigen Herzgefäßen und starken Nierenschäden führen. Auch auf Salben, die Ibuprofen enthalten sollte verzichtet werden. Die bestmögliche Einteilung bei der Einnahme wäre in den ersten zwei Trimestern Ibuprofen zu verwenden und im dritten Trimester auf Paracetamol umzusteigen. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass der richtige Zeitpunkt für den Wechsel verpasst wird. -
Diclofenac:
Ebenso wie Ibuprofen zählt Diclofenac zu der Gruppe der NSAR. Das ist gleichbedeutend mit der Tatsache, dass es ab der 28. Woche nicht mehr eingenommen werden darf. - Acetylsalicylsäure:
Auf Acetylsalicylsäure, kurz ASS, sollte grundsätzlich verzichtet werden. Es steigert die Gefahr für Blutungen und kann ebenfalls zum Verschluss von Gefäßen führen. Je nach Zeitraum sollten lieber Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.
Merke:
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Substanzen, die in der Schwangerschaft eingekommen werden, betreffen meistens auch das Kind.
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Bevor du leichtsinnig in die Pillenschachtel greifst, versuche es mit den oben genannten sanften Methoden zur Schmerzbekämpfung
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Wenn du glaubst es geht nicht ohne Schmerzmedikament, frage zuerst deinen Arzt oder Apotheker.
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Je kürzer der Zeitraum der Einnahme und je kleiner die eingenommene Menge desto besser.
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