Eine gesunde motorische Entwicklung hängt bei Kindern vom ersten Schritt an stark von gesunden Füßen ab. Damit sich Kinderfüße gesund entwickeln können, sollten sie nicht zu früh eingeengt werden. Wenn Schuhe im Alltag unerlässlich werden, stehen Eltern vor einer wichtigen Entscheidung, denn die Auswahl der richtigen Kinderschuhe ist eine Aufgabe, für die Wissen und Sorgfalt notwendig sind. Damit dein Schatz von Anfang an gut zu Fuß ist und sich gesund entwickeln kann, solltest du einige wichtige Kriterien im Auge behalten.
Barfuß für gesunde Füße
Kinderärzt*innen sind sich heute einig: Barfuß gehen fördert die Gesundheit von Kinderfüßen. Glücklicherweise kommen rund 98 Prozent aller Kinder mit einer gesunden Fußphysiognomie zur Welt. Seine volle Funktion kann der Bewegungsapparat rund um Beine und Füße aber erst entwickeln, wenn er vollumfänglich in Gebrauch ist. Das bedeutet, dass sich die kindlichen Beine und Füße erst in die richtige Stellung bewegen, wenn die Kleinen sie benutzen, also wenn sie Stehen gelernt haben und sie anfangen zu laufen. Vor allem beim Laufenlernen im sicheren heimischen Umfeld sollten die Füße dabei möglichst wenig eingeschränkt werden. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich Kinderfüße von ganz allein entwickeln - und das tun sie am besten barfuß.
In den ersten Lebensjahren sind Kinderfüße weich. Die Skelettanteile sind von Knorpel geprägt. Eine Verknöcherung setzt erst nach und nach ein. Bei Mädchen gehen Kinderärzt*innen davon aus, dass die vollständige Verknöcherung ungefähr mit 13 Jahren abgeschlossen ist. Jungen erreichen diese Entwicklungsstufe im Durchschnitt etwa zwei Jahre später. Auch Sehnen, Bänder und Bindegewebe sind bei Kindern noch sehr weich und formbar. Deshalb sollten sie in ihrer gesunden Entwicklung möglichst wenig eingeschränkt werden. Barfußlaufen ist damit für Kinder in jeder Entwicklungsstufe bis zum Jugendalter die beste Voraussetzung für eine gesunde Fußmotorik. Auch erwachsene Füße können durch häufiges Barfußlaufen stark profitieren. Beim Barfußlaufen werden viele motorische Reize empfangen, die gesundheitsfördernd sind. Natürlich macht es der voranschreitende Bewegungsradius früher oder später erforderlich, dass der Kinderfuß durch Schuhe unterstützt und geschützt wird. Dann sind Eltern gefordert, ihren Kindern durch die richtige Auswahl auch weiterhin eine gesunde Fußentwicklung zu ermöglichen.
Ab wann brauchen Kinder Schuhe?
Ab wann Kinderfüße die ersten Schuhe brauchen, hängt von der individuellen Entwicklung und der Alltagsgestaltung ab. Grundsätzlich musst du für dein Baby erst dann Schuhe kaufen, wenn ihr viel draußen unterwegs seid und die kleinen Füße zusätzlichen Schutz benötigen. Beim Laufenlernen in der Wohnung ist Barfußlaufen die beste Alternative. Ist der Boden im Winter kühl, können Babysöckchen mit ABS-Sohle hilfreich sein.
Auch im Freien dürfen Kinder die ersten Gehversuche barfuß machen, wenn der Untergrund weich und sicher ist. Für die sensorische Entwicklung ist es förderlich, wenn die Fußsohlen häufig unterschiedliche Untergründe wie Gras, Sand, oder Holzboden spüren.
Spätestens im Kindergarten stellt sich meist die Frage nach Hausschuhen. Während zu Hause Barfußlaufen die beste Strategie ist, können gut sitzende Hausschuhe im Kindergarten sinnvoll sein. Neben der richtigen Länge und Weite des Schuhs, kommt es bei Hausschuhen vor allem auf die Sohle an. Hier informieren die Experten von hausschuhe.net:
„Viele gute Kleinkinder Hausschuhe haben eine Sohle aus Gummi oder Kunststoff. Diese misst je nach Modell mehrere Millimeter bis teilweise sogar 1 cm. Damit die Belastung für die Gelenke, Knochen und Wirbelsäule nicht zu hoch ist, darf die Sohle nicht zu fest sein. Sie sollte beim Laufen nachgeben. Sohlen aus Filz und Leder werden gern für die Hüttenschuhe sehr kleiner Kinder genutzt. Sie sind weich und relativ dünn. Vorteil dieser dünnen Sohlen ist die Anpassungsfähigkeit. Sie legen sich wie eine zweite Haut an die Füße. Dadurch versprechen die Schuhe hohen Tragekomfort und schulen weiterhin die Lauffähigkeiten des Nachwuchses.“
Im Kindergarten sind Hausschuhe eine sinnvolle Ergänzung und in vielen Einrichtungen sogar Pflicht. Hier solltest du auf hochwertige Materialien und renommierte Markenprodukte setzen.
So wird der Kinderfuß richtig vermessen
Kinderfüße brauchen gleichzeitig Platz und Halt, um sich bequem in den Schuhen bewegen zu können. Deshalb müssen Länge und Breite des Schuhs an die Form des Kinderfußes angepasst werden. Kinderschuhe sollten 10-15 Millimeter länger sein als der Fuß. So haben die Zehen beim Laufen genügend Platz zum Abrollen und dürfen auch noch ein wenig wachsen. Das Platzangebot im Schuh sollte immer im Stehen gemessen werden. Viele Kinder haben heute eher breite Füße. Deshalb ist auch die Weite des Schuhs ein wichtiges Kriterium.
Wenig aussagekräftig ist allerdings die seit Generationen überlieferte Daumenprobe. Dabei wird der Daumen von außen auf die Fußspitze gedrückt. Lässt sich der große Zeh ertasten, ist der Schuh zu klein. Lässt sich der Daumen herunterdrücken, ist vorne genügend Platz im Schuh. Da Kinderfüße aber den Reflex haben, sich zusammenzuziehen, wenn sie auf Widerstand stoßen, solltest du beim Anprobieren deine Hand auf die Oberseite des Schuhs legen, damit du die Veränderung fühlen kannst. Ist das Obermaterial des Schuh zu fest, ist die Daumenprobe überhaupt nicht mehr aussagekräftig.
Für eine Vorauswahl der richtigen Größe, kannst du dir zu Hause eine Schablone des Kinderfußes anfertigen. Dies sollte am Abend vor dem Schuhkauf erfolgen, wenn der Fuß entspannt und nicht verschwitzt ist. Für die Schablone sollte sich dein Kind barfuß ohne Socken auf eine stabile Pappe stellen. Nun wird der Fußumriss locker auf der Pappe aufgezeichnet. Am längsten Zeh gibst du 12 Millimeter in der Länge hinzu und schneidest die Schablone aus. Die so angefertigte Schablone kann in den Schuh eingelegt werden. Passt die Schablone hinein, ohne geknickt zu werden, ist auch die Schuhform grundsätzlich für den Kinderfuß geeignet. Mit dieser Schablone kannst du auch überprüfen, ob vorhandene Schuhe noch richtig passen. Natürlich sollte auch die Schablone alle drei bis vier Monate erneuert werden.
Am besten lässt du die Füße deines Kindes vor dem Schuhkauf im Fachgeschäft noch einmal professionell vermessen. Hierzu gibt es verschiedene Messmethoden. Bei der einfachen Fuß-Messlehre stellt sich das Kind mit beiden Füßen auf die Lehre. Beide Füße werden gleichzeitig vermessen. Der Vorteil ist, dass das Messsystem den Puffer für das Abrollen des Fußes bereits berücksichtigt. Dafür wird die individuelle Weite des Fußes nicht mitgemessen und auch der Zuwachs bleibt unberücksichtigt.
Sinnvoller ist die so genannte WMS-Messung. Das WMS – Weiten-Maß-System ist seit mehr als 40 Jahren ein Qualitätssiegel des Deutschen Schuhinstituts für geprüfte Kinderschuhe und das Messen von Kinderfüßen. Durch die spezielle WMS-Längen / Weiten-Skala werden Länge und Weite des Kinderfußes gleichzeitig vermessen. Der Platz zum Abrollen und der Zuwachs werden ebenfalls berücksichtigt. So hast du einen guten Anhaltspunkt für die Auswahl der passenden Kinderschuhe. Das Ergebnis der Messung lässt sich allerdings nur auf WMS-genormte Schuhe übertragen. Dazu gehören aber die meisten renommierten Marken wie Elefanten, Kangaroos, Lurchi, Filii Barefoot, Däumling, Ricosta oder Superfit.
Auf der Internetseite von WMS steht dir außerdem eine kostenlose Infobroschüre des Deutschen Schuhinstituts für gesunde Kinderfüße zum Download zur Verfügung.
Warum gute Kinderschuhe so wichtig sind
Kinder beklagen sich selten darüber, dass ihnen der Schuh drückt. Das liegt daran, dass sie es meist gar nicht spüren. Kinderfüße spüren keinen Schmerz, so heißt es. Ganz so drastisch ist es zwar nicht, allerdings sind Kinderfüße in ihrem Aufbau noch so weich und biegsam, dass sie sich schlecht sitzenden Schuhen anpassen, ohne gleich ein spürbares Signal zu senden. Es reicht deshalb nicht aus, dein Kind zu fragen, ob der Schuh richtig sitzt. Hier musst du selbst aufmerksam bleiben.
Schäden am Fuß und damit an der Motorik entstehen übrigens nicht nur, wenn der Fuß durch zu kleine Schuhe eingeengt und verformt wird. Auch zu große Schuhe können deutliche Schädigungen verursachen. Ist der Schuh zu weit, findet der Fuß beim Laufen keinen Halt und rutscht. Dabei stoßen die Zehen bei jedem Schritt vorne gegen den Fuß und werden gestaucht. Dies kann langfristig zu schweren Schädigungen der Fußmotorik führen. Gesundheitsschädlich sind aber nicht nur zu kleine Schuhe, sondern auch zu kleine Socken. Wird der Fuß in der Socke eingeengt, kann die Beweglichkeit der Zehengelenke dadurch beeinträchtigt werden. Deshalb sollte dein Kind immer ausreichend große Socken tragen.
Neben der Passform des Schuhs sind auch die verarbeiteten Materialien wichtig. Hier solltest du immer auf höchste Qualität achten. Wichtig ist vor allem, dass der Schuh rundherum atmungsaktiv ist. Kinderfüße schwitzen stärker als Erwachsenenfüße. Dem sollte das verwendete Material gerecht werden. Nach dem Tragen solltest du außerdem dafür sorgen, dass die Schuhe immer gut durchtrocknen können, bevor sie erneut zum Einsatz kommen. Bei besonders aktiven Kindern empfiehlt sich deshalb immer mindestens ein Paar guter Ersatzschuhe.
Wann ist Zeit für neue Schuhe?
Kinderfüße wachsen rasend schnell. Im Alter zwischen 1 und 3 Jahren können Füße zwischen 1 und 1,5 Millimeter im Monat wachsen. Deshalb sollten Eltern die Füße der Kleinen alle sechs bis acht Wochen gründlich vermessen und überprüfen, ob beide Schuhe noch gut sitzen. Bei Kleinkindern ist es nicht ungewöhnlich, wenn spätestens alle drei bis vier Monate eine neue Größe gebraucht wird.
Mit dem Eintritt ins Kindergartenalter wachsen die meisten Kinderfüße etwas langsamer. 0,5 bis 1 Millimeter pro Monat ist der Durchschnitt. Kindergartenkinder brauchen deshalb meist zwei bis dreimal im Jahr größere Schuhe. Bei Schulkindern wird das Wachstum noch einmal langsamer. Etwa zweimal im Jahr ist hier der Wechsel zur nächstgrößeren Schuhgröße notwendig.