Für die einen ist es ein Alptraum, andere haben den Uni-Alltag mit Kind schon lange lieben gelernt. Die Meinungen gehen auseinander, ebenso wie die Prioritäten und Karriereentwürfe. Frauen zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr haben aus biologischer Sicht das günstigste Alter, um schwanger zu werden. Doch nicht immer passt der Zeitpunkt. Falls du noch zur Uni gehst und ein Baby hast oder während des Studiums schwanger werden möchtest, haben wir hier einige wissenswerte Informationen für dich.
Vorteile und Nachteile
Das Studentenleben während des Studiums ist für viele Menschen eine besonders schöne Zeit, die die meisten auch gerne in Erinnerung behalten. Bei einer Schwangerschaft und der Geburt des Kindes ist es jedoch genauso. Oft ist es die prägendste und wundervollste Zeit überhaupt. Wie kann es also sein, dass die meisten jungen Menschen glauben, dass eine Schwangerschaft und ein Studium nicht zusammenpassen? So nach dem Motto: Addiert man zwei schöne Ereignisse, kommt am Ende etwas Negatives heraus?Diese Gleichung ergibt nur bedingt Sinn. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich der zwanglose Lifestyle zwischen Hörsaal und WG-Partys und das Wickeln, Füttern und Umsorgen eines Babys gewaltig in die Quere kommen können. Ein Kind bedeutet neben allen Freuden nun mal auch Verzicht und Verpflichtungen. Das steht für viele im Kontrast zum Freiheitsdrang in den Studienjahren. Außerdem ist das Studium die Lebensphase, in der es vor allem darum geht, in sich selbst zu investieren, um später ausreichend Ressourcen für die eigene Familienplanung zu haben. Im Klartext heißt das, es geht häufig ums Geld. Kinder sind teuer und an Liquidität mangelt es den meisten Studierenden in Normalfall. Zum Glück gibt es inzwischen weitreichende Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Uni und des Staates. Diese Unterstützungsangebote machen es möglich, die Vorzüge des Studentenlebens, die Karriereplanung und das neugewonnene Familienglück nicht nur unter einen Hut zu bekommen, sondern die Zeit sogar noch richtig zu genießen.
Hilfe und Unterstützung
Die Zahl der Studierenden mit Kindern ist seit 2009 kontinuierlich angestiegen und liegt aktuell bei über 100.000. Es handelt sich also keinesfalls nur um ein paar Ausnahmefälle oder eine kleinere Gruppe. Das wissen auch die Verantwortlichen in den Dekanaten und Politbüros, weshalb die Kinderbetreuung an den meisten Universitäten in Deutschland sehr gut ausgebaut ist. Des Weiteren gibt es zahlreiche Optionen für finanzielle Unterstützung – man muss eben einfach nur wissen, wo man suchen soll:
- Elterngeld: Eine wichtige Säule der Unterstützung ist das Elterngeld. In der Höhe richtet es sich nach dem bisher erwirtschafteten Einkommen, allerdings gibt es einen Mindestsatz von 300 Euro pro Monat, den man auch bekommt, wenn man noch nie gearbeitet hat. Sich ausgiebig mit dem Thema zu beschäftigen kann sich lohnen, denn das Elterngeld variiert in Höhe und Zeitraum abhängig von gewissen Faktoren, wie beispielsweise der Aufteilung.
- Kindergeld: Wer einen Wohnsitz in Deutschland hat, kann Kindergeld bekommen. Für das erste Kind liegt es aktuell bei 192 Euro im Monat. Definitiv eine große Hilfe in den ohnehin schon klammen Studienjahren. Der entsprechende Antrag kann unmittelbar nach der Geburt des Kindes beim zuständigen Arbeitsamt gestellt werden.
- Betreuungsgeld: Das Betreuungsgeld ist eine zusätzlich Option des Elterngeldes für Eltern, die ihr Kind selbst betreuen und keine Tageseinrichtung oder Tagespflege in Anspruch nehmen. Man bekommt es für 22 Monate und es ist maximal bis zum 36. Lebensmonat verfügbar. Die Höhe liegt bei 150 Euro monatlich. Zwar ist es kaum möglich, die Betreuung neben den ganzen Vorlesungen und Seminaren komplett selbst zu übernehmen. Als zusätzlicher Freiheitsgrad schadet es allerdings sicher nicht.
- Kinderzuschlag: Wer sich die Unterkunft für ein Leben mit Kind nicht leisten kann, kann den Kinderzuschlag beantragen. Ein Betrag von bis zu 170 Euro wird dabei auf das Kindergeld angerechnet.
- Mutterschaftsgeld: An dieser Stelle kommt die Krankenkasse ins Spiel. Im Zeitraum von sechs Wochen vor und acht Wochen nach dem Geburtstermin leistet die Krankenkasse finanzielle Unterstützung. Das gilt allerdings nur für Studierende, die selbstständig versichert sind und nicht etwa über die Versicherung der Eltern. Es macht Sinn genau durchzurechnen, was im Endeffekt die ertragreichere Lösung ist.
- Unterhaltsvorschuss: Der Unterhaltsvorschuss hilft alleinerziehenden Elternteilen finanziell ein wenig aus der Misere. Wer kein oder nur ein unregelmäßiges Einkommen bezieht, wird mit 150 Euro monatlich unterstützt. Allerdings nur bei Kindern unter sechs Jahren.
- BAföG: Der Klassiker unter den Unterstützungsleistungen für Studierende steht selbstverständlich auch Eltern zur Verfügung. Wichtig ist, dass die zuständigen Stellen rechtzeitig über die Schwangerschaft informiert werden. Ansonsten greift eine Regel, die bei einer Unterbrechung des Studiums von länger als drei Monaten den Anspruch verfallen lässt. Die gute Nachricht ist aber, dass ein Kinderbetreuungszuschlag von 130 Euro pro Monat auf den bisherigen Satz addiert werden kann. Wer aufgrund des Kindes länger für sein Studium braucht, kann außerdem den BAfög-Zeitraum verlängern.
Zu guter Letzt können wir dir nur empfehlen, dich zusätzlich bei deiner Universität noch einmal über Unterstützungsangebote zu informieren. Oftmals gibt es weitere hochschulinterne Förderprogramme für Studierende mit Kind. Auch eine kleine Recherche zu Stipendien kann sich lohnen.
Das Studium meistern
Wie du siehst, muss das Projekt “mit Kind durchs Studium” keineswegs aufgrund von finanziellen Nöten scheitern und damit fällt schon mal eine große Belastung weg. Dennoch bleiben große Herausforderungen im Bereich Organisation, Zeitmanagement und Partnerschaft zu bewältigen. Umso wichtiger sind dabei insbesondere die Unterstützung von Freunden und Familie. Mit der finanziellen Sicherheit im Rücken wird es aber deutlich wahrscheinlicher, dass du die beiden tollen und faszinierenden Lebensphase von Elternschaft und Studium in Einklang bringen und die Vorzüge voll auskosten kannst. Wer beide Bewährungsproben zugleich meistert, den kann im Leben so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen. Außerdem kannst du dir sicher sein, dass deine Kommiliton*innen deinen Nachwuchs absolut vergöttern werden. Ein klein wenig besonders ist Studieren mit Kind dann eben doch.