Kuschelhormon, Bindungshormon und früher bekannt als das „Frauenhormon“. Oxytocin ist ein faszinierender Botenstoff unseres Körpers, der eine Vielzahl von wichtigen Funktionen erfüllt, die im Zusammenhang mit Partnerschaft, Sex und Schwangerschaft stehen und diese maßgeblich prägen.
Was ist Oxytocin
Das Neurohormon ist ein multifunktionales Werkzeug des Körpers - mit dem übergeordneten Ziel unser Überleben zu sichern. Bereits an der Entstehung eines neuen Menschen ist es beteiligt, denn beim Geschlechtsverkehr wird das Gehirn praktisch damit geflutet. Es steigert die Lust und sorgt für ein Gefühl tiefer Verbundenheit zwischen dir und deiner/deinem Partner*in. Entsteht daraus ein Kind, so wird Oxytocin erneut in großen Mengen ausgeschüttet. Von elementarer Bedeutung ist Oxytocin dann bei der Geburt. Dabei hat es folgende Aufgaben:
- Es löst Kontraktionen der Gebärmutter aus, die gemeinhin als Wehen bekannt sind und den Geburtsprozess einleiten. Bei einer stockenden Geburt kann es extern als Medikament zugeführt werden, um schwache Wehen zu verstärken.
- Es gibt dem Körper das Signal die Milchproduktion zu starten und aufrechtzuerhalten. Für das Stillen ist es ebenfalls sehr wichtig, da es dafür sorgt, dass sich die Milchdrüsen zusammenziehen und die Muttermilch in Richtung der Brustwarze befördert wird. Diesen Vorgang nennt man Milchejektionsreflex.
- Es trägt zu einer stabilen und positiven Mutter-Kind-Bindung bei und fördert das Vertrauen und die Fürsorge. Die Beziehung zwischen dir und deinem Nachwuchs fühlt sich dadurch wohlig, warm und kuschelig an.
Der Name Oxytocin bedeutet im Altgriechischen “schnelle Geburt”. Nun weißt du auch warum. Weil es so viele verschiedene Funktionen hat, fungiert es als Hormon und Neurotransmitter zugleich. Es besteht aus neun Aminosäuren - das sind die Bausteine, aus denen der Körper Proteine herstellt, und wird im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, produziert. Über die Hirnanhangdrüse, auch Hypophyse genannt, wird es dann ins Blut abgegeben.
Wirkung auf das Wohlbefinden
Den Spitznamen Bindungshormon verdient sich Oxytocin durch seine Rolle bei sozialen Bindungen, Berührungen und Sex. Es sorgt dafür, dass sich körperliche Nähe gut anfühlt und entspannt. Außerdem sorgt es dafür, dass Stress abgebaut wird, indem es die Ausschüttung von Cortisol hemmt. Cortisol ist ein Stresshormon, das ausgeschüttet wird, wenn du dich in einem gestressten und angespannten Zustand befindest. Auf der einen Seite macht dich Cortisol wach und leistungsfähig. Andererseits hat ein über einen zu langen Zeitraum erhöhter Cortisolspiegel einen negativen Effekt auf die Gesundheit. Das ist auch der Grund, warum chronischer Stress gesundheitsschädlich ist. Vereinfacht ausgedrückt sind Oxytocin und Cortisol Gegenspieler. Ein Aspekt dabei ist die Regulation des Blutdrucks, der durch Oxytocin gesenkt und durch Cortisol erhöht wird.
Der körperliche Zustand, der durch Hormone und Neurotransmitter erzeugt wird, beeinflusst die Wahrnehmung und die Psyche. Oxytocin hat dabei folgende Wirkmechanismen:
- Das Vertrauen in deine Mitmenschen nimmt zu. Dadurch gehst du entspannter und gelassener mit sozialen Situationen um und agierst selbstbewusster.
- Die Empathiefähigkeit wird ebenfalls gesteigert, sodass es dir leichter fällt, dein Gegenüber einzuschätzen
- Aggressionen werden abgebaut
- Die Paarbindung wird gestärkt
- Ein entspanntes Erleben aufgrund der Reduzierung von Stress stellt sich ein
- Es entsteht ein belohnendes Gefühl und somit gute Laune
Lange Zeit war Oxytocin vor allem als Wehen- oder Frauenhormon bekannt, da seine anderen Funktionen weitestgehend unentdeckt blieben. Heute weiß man, dass es sich um eine komplexe Substanz handelt, die eine Vielzahl an aufeinander aufbauenden körperlichen und psychischen Vorgängen bewirkt. Vieles ist jedoch immer noch unbekannt und steht aktuell im Fokus der Forschung. Es gibt allerdings bereits mehrere Studien, die belegen, dass sich Menschen unter Oxytocineinfluss harmonischer und friedlicher in Gruppen verhalten. Interessant dabei ist aber, dass gegenüber Fremden und Außenstehenden die Rivalität zeitgleich erhöht wurde. Das könnte ein Indikator dafür sein, dass Oxytocin auch dazu dient, den Familienzusammenhalt zu stärken, indem es eine Art Schutzinstinkt hervorruft.
Wie du deinen Oxytocinspiegel steigern kannst
Eine Substanz, die gewissermaßen Glücksgefühle steigert, weckt natürlich Begierde. Aus diesem Grund wollen einige Menschen wissen, wie sie die Produktion von Oxytocin anregen können. Dementsprechend gibt es bereits erste Anbieter, die dir versprechen, deinen Oxytocinspiegel zu erhöhen. Vor allem der Markt für oxytocinhaltige Nasensprays ist in letzter Zeit stark gewachsen. Von diesen Produkten solltest du allerdings Abstand nehmen, da die Wirkstoffzusammensetzung nur selten wirklich nachvollziehbar ist. Die Wissenschaft ist noch nicht wirklich so weit, um wirklich Auskunft über die genaue Wirkweise zu geben. Eventuelle Nebenwirkungen und Risiken sind nicht ausreichend erforscht. Es gibt also keine Möglichkeit Oxytocin zu supplementieren. Das ist es auch gut so, denn es würde das eigentliche Ziel des Hormons untergraben. Die Transmitter und Hormone im Körper sind aus gutem Grund fest mit bestimmten Aktionen gekoppelt, da sie bestimmte Verhaltensweisen fördern sollen. In diesem Fall sind es eben solche, die, allgemein gesprochen, mit dem Bindungsverhalten zu tun haben. Dennoch gibt es natürlich ein paar Tipps, wie du die Oxytocinkonzentration in deinem Blut erhöhen kannst. Nur eben auf natürlichem Wege.
- Verhalte dich gegenüber deinen Mitmenschen empathisch und einfühlsam. Das wird dir ein oxytocinbedingtes Glücksgefühl geben.
- Jemandem etwas zu schenken bewirkt den gleichen Mechanismus, da es sich ebenfalls um prosoziales Verhalten handelt.
- Meditation steigert das Wohlbefinden und hilft Emotionen besser zu verarbeiten. Dadurch steigert es indirekt Fähigkeiten, die in Verbindung mit Oxytocin stehen.
- Aktivitäten, die Nähe und Körperkontakt erfordern, sorgen für die Ausschüttung des Hormons. Massagen, Kuscheln, Sex und Umarmungen machen nicht grundlos so viel Spaß.
- Aktiviere deine Sinne und sorge für positive Wahrnehmungserlebnisse. Das schaffst du schon mit ganz einfachen Dingen, wie durch gute Musik und gutes Essen.