Hast du dich schon einmal gefragt, ob es möglich ist, dass dein Baby auch ohne Windel trocken wird?
Eine Gegenfragen: Was meinst du, welche Art Windeln vor hunderten von Jahren verwendet wurden? Richtig: gar keine!
Die grundsätzliche Frage wäre somit leicht beantwortet: Natürlich können Babys auch ohne Windeln trocken werden! Doch nun von der Theorie zur Praxis und damit zu der einen Frage, die du dir jetzt mit Sicherheit stellst: „Wie schaffe ich es denn bitte, dass mein Baby ohne Windeln auskommt?“ In diesem Artikel erklären wir dir genau das.
Was bedeutet "windelfreies Erziehen"?
Die meisten Eltern beginnen das Sauberkeitstraining mit ihren Kindern erst recht spät, etwa im Alter von zwei bis drei Jahren – teilweise sogar noch später. Warum auch nicht? Windeln sind praktisch und erleichtern den Alltag erheblich. Außerdem entwickeln sich die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Harnblase sowie Darm erst zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat. Ab diesem Zeitpunkt lernen Kinder also, ihren Harndrang zu bemerken und vor allem zu kontrollieren. Wenn du jedoch möchtest, dass dein Kind ohne das Windelpaket (egal ob aus Papier oder Stoff) aufwächst, bedeutet dies, von Anfang an ohne das Hilfsmittel „Windel“ auszukommen.
Im besten Fall hältst du dein Kind dafür über die Toilette oder über ein Töpfchen. Einige Eltern erleichtern sich dieses sogenannte Abhalten, indem sie ihr Kind über das Waschbecken halten. Und im Freien halten Büsche und Wiesen her. Das Grundprinzip klingt recht simpel. Aber die Umsetzung?
Warum überhaupt windelfrei erziehen?
Eine windelfreie Erziehung klingt kompliziert, zeitaufwendig und nach viel Putzarbeit, wenn es mal nicht gelingt, dein Kleines rechtzeitig abzuhalten? Wir erklären dir, warum es sich dennoch lohnt und welche Vorteile die windelfreie Erziehung deines Babys mit sich bringt:
- Zunächst einmal das Offensichtlichste: Eine spätere, erneute Sauberkeitserziehung wird damit hinfällig.
- Ohne Windeln brauchst du dir keine Sorgen um eine unangenehme Windeldermatitis bei deinem kleinen Liebling zu machen - diese bleibt euch beiden dann erspart!
- Du sparst extrem viel Geld für den Kauf von Windeln. Eltern zahlen im Schnitt 36€ im Monat und mehr 430€ im Jahr für die kleinen Einwegbegleiter der Sprösslinge. Dieses Geld kannst du dann anderweitig investieren!
- Täglich werden rund zehn Millionen Windeln verwendet und anschließend weggeworfen. Diesen Verbrauch zu reduzieren - auch mit Stoffwindeln - ist umweltfreundlich.
- Für ein erfolgreiches Abhalten deines Babys musst du genau auf seine Körpersignale achten. Das führt zu einer verbesserten und stabilen Kommunikation zwischen euch.
- Ihr baut eine stärkere Bindung auf, da du und dein Nachwuchs intensiver eure gegenseitigen Körpersignale wahrnehmt.
- Zu guter Letzt: Babys fühlen sich ohne Windel besonders wohl! Vielleicht ist dir bereits aufgefallen, wie dein Kleines vergnügt strampelt und krabbelt, wenn es keine Windel trägt. Durch die Methode des Abhaltens schenkst du deinem Knöpfchen also ein besseres Körpergefühl.
Ab wann macht die windelfreie Erziehung Sinn?
Wie bereits erwähnt, entwickeln sich die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Harnblase sowie Darm erst zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat. Wenn du deinen kleinen Schatz früher trocken bekommen möchtest, ist es wichtig, so früh wie möglich zu beginnen. Der beste Zeitpunkt dafür ist direkt nach der Geburt. Von da an hast du bis zum dritten Lebensmonat Zeit, deinem Liebling die Methode nahezubringen - danach wird er Schwierigkeiten haben, sich daran zu gewöhnen und meist keine eindeutigen Signale mehr senden.
Erkenne die Signale fürs Abhalten
Wir können förmlich sehen, dass du dir mit dem Zeigefinger fragend über dein Kinn wischst und deine Stirn runzelst. Tja, wie erkenne ich denn jetzt die Signale dafür, ob mein Baby mal Pipi muss?
Zugegeben, das erfordert einige Übung. Aber nach kurzer Zeit wird es dir sonnenklar sein: Dein Baby wendet eine simple und vor allem natürliche Körpersprache an, welche dir die windelfreie Erziehung deines Kindes ermöglicht. Je öfter du dich mit diesen „Warnsignalen“ auseinandersetzt, desto leichter wird es dir fallen, die Dringlichkeit deines Babys zu erkennen.
Das sind die sichersten Anzeichen dafür, dass es dein Baby eilig hat, sich zu erleichtern:
- Deine Maus wird ohne ersichtlichen Grund unruhig
- Das Trinken an der Brust wird abgelehnt oder abgebrochen
- Die Beine werden angezogen
- Der Nachwuchs beginnt zu schreien
- Er strampelt
- Die Mimik wird verzogen
- Dein Baby pupst
- Es gibt ein quakendes Geräusch von sich
- Der Bauch krampft sich zusammen und der Körper spannt sich an
Okay, ich erkenne die Signale - und wie geht es weiter?
Sobald du eines der Signale – oder sogar mehrere – wahrnimmst, hältst du dein Kind ab, über der Toilette, im Busch oder über dem Töpfchen. Ganz egal wo, Hauptsache du reagierst schnell.
Für die Kommunikation zwischen dir und deinem Spatzen ist es immens wichtig, dass ihr ein Signalwort (oder ein anderes Zeichen) vereinbart. Beliebt dafür sind „Pipi“ oder „Kaka“, da kleine Kinder diese Worte frühzeitig gut aussprechen können. Hältst du dein Kind ab, sagst du also beispielsweise: „Pipi“. Es wird nur wenige Male dauern, bis dein Baby verstanden hat, dass „Pipi“ bedeutet „jetzt bitte laufen lassen“. Somit assoziiert es mit dem Abhalten und dem Signalwort, dass es jetzt an der Zeit ist, die Blase zu entleeren.
Der Vorteil an dieser Methode des Abhaltens ist, dass du sie vorbeugend anwenden kannst. Wenn du denkst, es sei mal wieder an der Zeit für ein kleines oder großes Geschäft, halte dein Baby ab und sag das Signalwort. Im besten Fall tritt das gewünschte Ergebnis ein und falls nicht, wartest du auf die nächste Gelegenheit und beobachtest weiterhin die Signale deines Babys.
Muss es wirklich komplett windelfrei sein?
Natürlich nicht! Viele der Eltern, die ihre Babys windelfrei erziehen, greifen trotzdem auf Windeln zurück. Es geht schließlich vorrangig darum, auf die Signale des Kindes zu achten und dann schnell zu handeln. Siehst du, dass dein Baby sich erleichtern muss, reagierst du blitzschnell, entfernst die Baby Kleidung und hältst dein Kleines ab. Falls es mal nicht klappt, kann eine Windel zusätzliche Sicherheit bieten. Vor allem nachts kann sie sich als vorteilhaft erweisen, da die meisten Sprösslinge einen tiefen Schlaf haben und dadurch kaum wahrnehmbare Signale zu sehen sind.
Was brauche ich für die windelfreie Erziehung?
Im Grunde benötigst du rein gar nichts, um dein Baby windelfrei zu erziehen - mal abgesehen von etwas Zeit. Dennoch kann sich die Anschaffung der folgenden Utensilien als sinnvoll erweisen:
- Töpfchen oder Eimer
- Hosen, die sich schnell herunterziehen lassen
Ich bin berufstätig: Was tun?
Für Mütter in Elternzeit oder Hausfrauen mag die windelfreie Erziehung ja funktionieren. Aber klappt das auch bei mir, wenn ich berufstätig bin? Hast du dich das auch schon gefragt?
Wir können dich beruhigen. „Windelfrei erziehen“ heißt nicht, dass du diese Methode 24 Stunden täglich anwenden musst. Wenn du erst nach Feierabend Zeit hast, dein Baby abzuhalten und es vorher in der Kindergrippe untergebracht ist, ist das überhaupt kein Problem. Nutze die freie Zeit, denn auch dies kann sich auf die Bindung zu deinem Baby, auf die Kommunikation zwischen euch und auf das Wohlbefinden deines Kleinen positiv auswirken.