Der Traum vom Familienglück ist schon in greifbare Nähe gerückt und dann kommt der Schock. Ab dem Zeitpunkt der Feststellbarkeit einer Schwangerschaft beträgt die Rate der Fehlgeburten rund 10 bis 15 Prozent. Das ist alles andere als wenig, daher ist es an der Zeit einen Blick auf das Thema zu werfen.
Viele Fehlgeburten bleiben unbemerkt
Eine Fehlgeburt wird oft auch als Abort oder Abgang bezeichnet. Häufig geschieht das bevor sich die Eizelle überhaupt einnisten kann. In solchen Fällen bleibt der Abgang dann einfach unbemerkt. Wenngleich die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt ab der 12. Schwangerschaftswoche erheblich sinkt, so spricht man doch bis zur 24. Woche von einem Abort. Danach, wenn das Baby mindestens 500 Gramm wiegt, liegt es im Bereich des Möglichen, es mit intensivmedizinischer Intervention als Frühgeburt auf die Welt zu holen. Es ist davon auszugehen, dass bei Frauen unter 30 Jahren rund die Hälfte der befruchteten Eizellen abgehen. Bei älteren Frauen sind es sogar noch mehr. Bemerkt wird dieser Prozess meistens nicht. Die genannten 10 bis 15 Prozent beziehen sich auf den Zeitpunkt, ab dem die Schwangerschaft feststellbar ist. Das ist ungefähr ab der 5. Woche der Fall. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche kann man also von einem kritischen Zeitraum sprechen, weil 80 Prozent der Abgänge in diesem Intervall liegen. Aus diesem Grund warten viele werdende Mütter diesen Punkt ab, bevor sie ihrem Umfeld von der Schwangerschaft erzählen.
Wie äußert sich eine Fehlgeburt?
Das klassische Anzeichen einer Fehlgeburt sind Blutungen. Das Ausmaß der Blutungen kann dabei stark schwankend ausfallen. Teilweise sind sie eher schwach oder bleiben sogar ganz aus. Je früher der Zeitpunkt der Fehlgeburt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen sogenannten verhaltenen Abort, welcher komplett ohne Blutung, Schmerzen oder Wehen abläuft. Da der Körper nun die Produktion der Schwangerschaftshormone stoppt, gehen subtile Anzeichen wie Morgenübelkeit oder Brustspannen wieder zurück. Treten bei einem Abort krampfartige Schmerzen auf, können diese auch einfach nur für Menstruationsschmerzen gehalten werden. Des Weiteren können die Symptome einer Fehlgeburt denen einer Eileiterschwangerschaft ähneln. Bei der ärztlichen Untersuchung wird eine Fehlgeburt mittels eines Ultraschalls festgestellt. Das geschieht in manchen Fällen geschieht zufällig im Rahmen einer ganz normalen Vorsorgeuntersuchung. Zudem werden die Konzentration der Schwangerschaftshormone im Blut sowie die Entzündungswerte bestimmt. Wird eine Fehlgeburt festgestellt, nimmt der Arzt meistens eine Gebärmutterausschabung vor. Das ist notwendig, um Geweberückstände zu entfernen. Etwas komplizierter wird die Behandlung bei einer Fehlgeburt nach der 14. Woche, da der Fötus dann oftmals schon zu groß geworden ist, um ihn mit einem einfachen operativen Eingriff zu entfernen. In solchen Fällen wird dann, unter Gabe von Schmerzmitteln, der Geburtsvorgang eingeleitet.
Ursachen einer Fehlgeburt
Ursächlich für eine Fehlgeburt können verschiedene Faktoren sein, die ihren Ursprung entweder bei der Mutter, dem Kind oder dem Vater haben.
Risikofaktoren der Mutter:
- Missbildungen der Gebärmutter können der Grund für einen Abort sein. In manchen Fällen ist die Gebärmutter doppelt angelegt oder es ist nur ein Eileiter vorhanden. Das größte Risiko entsteht, wenn die Gebärmutterhöhle durch eine Muskel- oder Faserwand geteilt ist. Des Weiteren können Spätaborte auftreten, wenn im Uterus nicht ausreichend Platz ist.
- Tumore der Gebärmutter können dafür sorgen, dass das Kind nicht richtig versorgt werden kann. Darüber hinaus kann die Einnistung der Eizelle in die Schleimhaut verhindert werden.
- Bei einer Gebärmutterhalsschwäche öffnet sich der Gebärmutterhals zu früh und kann befruchtete Eizelle nicht mehr zurückhalten und schützen. Eine Fehlgeburt droht.
- Infektionen können die Gebärmutterschleimhaut schädigen, was zu einem Funktionsausfall führen kann. Die Plazenta kann ebenfalls von Erregern befallen werden.
- Hormonelle Störungen bedingen eine Fehlfunktion der Organe, welche an der Versorgung des Fötus beteiligt sind. Die Gelbkörperschwäche ist ein Beispiel dafür.
- Mit jeder Schwangerschaft erhöht sich das Risiko einer Fehlgeburt, unter anderem weil der Gebärmutterhals mit jeder vaginalen Entbindung schwächer wird.
- Das Alter ist grundsätzlich ein Faktor, der das Risiko einer Fehlgeburt erhöht. Bereits ab einem Alter von 30 Jahren ist das Fall.
- Blutarmut, auch Anämie genannt, kann zu einer Unterversorgung des Babys mit Sauerstoff führen.
- Ganz allgemein können auch Infektionen und hormonelle Störungen, die die Geschlechtsorgane nicht direkt betreffen, das Abort-Risiko steigern, da alle Funktionen des Körpers direkt oder indirekt miteinander in Verbindung stehen. Beispiele sind etwa Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktionen.
- Autoimmunerkrankungen, bei denen die eigene Körperabwehr die befruchtete Eizelle angreift und als Fremdkörper wahrnimmt, können zu einem frühen Abort führen.
Risikofaktoren des Kindes:
Die häufigste Ursache für eine Fehlgeburt sind genetische Abweichungen beim Fötus. Sind die Chromosomen und somit die Erbanlagen verändert, führt das zu Entwicklungsstörungen beim Embryo. In Extremfällen ist das Kind nicht lebensfähig und es kommt zum Abort.
Risikofaktoren des Vaters:
Auch der Vater kann Risikofaktoren tragen. Defekte Spermien können das Risiko erhöhen. Bleibt es nicht bei einer Fehlgeburt, kann ein Spermiogramm Aufschluss über Aussehen, Anzahl und Beweglichkeit geben. Die Wahrscheinlichkeit für veränderte Spermien steigt mit zunehmendem Alter.
Alkohol, Drogen und Rauchen in der Schwangerschaft erhöhen grundsätzlich die Gefahr einer Fehlgeburt, da sie zu schweren Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen des Embryos führen. Übermäßiger Alkoholkonsum ist die häufigste Ursache eines Frühaborts. Neuere Studien zeigen außerdem dem Einfluss von Stress auf die Gesundheit des Fötus generell und folglich auch auf das Abort-Risiko, da Stress und andere psychische Einflüsse den Hormonhaushalt maßgeblich beeinflussen.
Vorbeugung von Fehlgeburten
Viele Faktoren, die eine Fehlgeburt begünstigen können, sind kaum beeinflussbar. Ein gesunder Lebensstil und der Verzicht auf Alkohol, Nikotin sowie größere Mengen Kaffee helfen aber definitiv dabei die Wahrscheinlichkeit zu begrenzen. Bei wiederholten Fehlgeburten hilft letztendlich nur eine Beseitigung der Ursachen. Liegt eine verstärkte Neigung zu Abgängen vor, so empfiehlt es sich beim Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft Kondome zu verwenden, da das Sperma Stoffe enthält, die den Muttermund reizen.