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14.10.2020
Entwicklung

Frühstart in der Kita - Fängt der frühe Vogel auch den Wurm?

Du hast dich sicher auch schon gefragt, wann der beste Zeitpunkt ist, dein Kind in die Kita zu schicken. Die Gründe, warum du dir diese Frage stellst, sind wahrscheinlich vielseitig. Dein Job und die mangelnde Verfügbarkeit einer geeigneten Kita haben dabei sicher eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Aber die meisten Eltern wollen vor allem wissen, was eigentlich für die Entwicklung ihres Kindes am besten ist. Dieser Frage wollen wir heute auf den Grund gehen.

Die Krux mit der Kita

Dass Mama mit ihrem Kind zu Hause bleibt und eine Betreuung außerhalb der eigenen Familie erst mit etwa drei Jahren, wenn es Zeit für den Kindergarten ist, Thema wird, war vor nicht allzu langer Zeit noch der allgemeine Standard in Deutschland. Unsere Gesellschaft hat sich jedoch stark gewandelt und reichlich an Dynamik gewonnen. Heutzutage sind Frauen häufiger berufstätig und möchten in ihrem Beruf auch Erfolg haben. Allerdings sind es meistens vor allem finanzielle Gründe, die dazu führen, dass beide Elternteile Geld verdienen müssen. Von Alleinerziehenden ganz zu schweigen. Immer früher stellt sich folglich die Frage, wann es für den Nachwuchs in die Kita gehen soll. Die Erwerbstätigkeit ist bei den meisten Eltern allerdings eher ein zweitrangiger Grund, warum sie ihr Kind außer Haus betreuen lassen möchten. Die Mehrheit nennt vor allem einen positiven Einfluss auf die Entwicklung ihres Kindes. Aus diesem Grund beleuchten wir im Folgenden, wie sich ein früher Kitastart auf die Entwicklung von Kindern auswirkt.

Früher Kitastart - ja oder nein?

Ob ein früher Start in die Kita für dein Kind gut oder schlecht ist, ist in der Tat eine schwierige Frage. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick in die Entwicklungspsychologie. In den ersten Lebensjahren ist es für Kinder extrem wichtig, eine stabile und funktionierende Bindung zu ihren Bezugspersonen aufzubauen. Ziel dieses Bindungsverhaltens ist die Bedürfnisbefriedigung des Kindes. Diese Aufgabe übernehmen im Normalfall zumeist erstmal die Eltern, jedoch ist eine enge Bindung grundsätzlich auch mit anderen Menschen möglich. In letzter Konsequenz ist nämlich die Bindungsqualität das ausschlaggebende Kriterium. Laut Bindungstheorie entsteht die Bindung insbesondere im ersten Lebensjahr. Das zweite Lebensjahr zählt aber ebenfalls zum sensiblen Zeitraum und auch danach wird das Beziehungsverhalten natürlich weiterhin geformt und geprägt. Wer sein Kind im ersten Lebensjahr in der Kita anmeldet, sollte wissen, dass sich sein Sprössling in einer sehr empfindlichen Lebensphase befindet. Des Weiteren kann es durchaus nochmal einen Unterschied machen, ob der Start mit einem oder mit zwei Jahren erfolgt. Beide Fälle müssen nicht unbedingt schlecht sein - im Gegenteil, denn auch Erzieher*innen können wichtige Bezugspersonen werden. Außerdem bietet die Kita den Kleinen viele Chancen, etwas zu lernen. Das bestätigen auch Studien, die sich mit dem Thema beschäftigt haben:

  • Weniger psychische Störungen: In einer 2016 durchgeführten Studie der Uniklinik Dresden konnte nachgewiesen werden, dass Kinder, die schon im ersten und zweiten Lebensjahr fremdbetreut wurden, seltener an psychischen Krankheiten leiden. Bei Kindern, die erst mit drei oder vier Jahren in Betreuungseinrichtungen kamen, war die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme, wie zu Beispiel Hyperaktivität doppelt so groß.

  • Bessere Leistung in der Schule: Die Bertelsmann-Stiftung bescheinigt Kindern, die bereits vor ihrem dritten Lebensjahr in die Kita gehen, im späteren Leben bessere schulische Leistungen. Laut der Studie von 2016 haben sie eine bessere Sprachkompetenz und ein besseres Zahlenverständnis. Darüber hinaus verfügen sie auch über bessere motorische Fähigkeiten und sind seltener übergewichtig. 

  • Kommunikationsverhalten: Die Nubbek-Studie von 2013 legt sich in der Frage, was für Kinder bezüglich des Kitastarts nun besser ist, nicht eindeutig fest. Allerdings verzeichnet die Untersuchung bei früherem Eintritt in die außerfamiliäre Betreuung eine bessere Entwicklung in den Bereichen Kommunikationsverhalten und Alltagsfähigkeiten. 

Nichtsdestotrotz ist die Handhabung der Kitafrage nicht das wichtigste Kriterium für eine  gesunde Entwicklung deines Kindes. Gleich mehrere Studien stellen fest, dass Wissen, Fähigkeiten und Reife immer noch am meisten von Faktoren innerhalb der Familie abhängen, selbst wenn die Kleinen ganztags in die Kita gehen. Positiv wirken sich dabei vor allem der Bildungsstand der Mutter und ihre Gemütsverfassung aus. Im Kindergartenalter spielt die Qualität der Betreuung dann zusehends eine immer größer werdende Rolle. 

Pros und Contras eines Frühstarts

In Deutschland kommen rund ein Drittel aller Kinder unter drei Jahren in eine Kita oder werden in einer ähnlichen Betreuungsstätte außerhalb der Familie betreut. Sie können davon profitieren, dass sie früher als andere mit einer neuen sozialen Situation konfrontiert werden und aus diesem Grund lernen müssen, sich anzupassen. Der Kontakt mit älteren Kindern und mit Kindern unterschiedlicher Herkunft bietet ihnen die Chance, ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Sie lernen zu teilen, sich mitzuteilen und sich auch mal zu gedulden. Zusätzlich, zum weiter vorhandenen Familienleben, tun ihnen die neuen Reize in der Kita gut und steigern das Selbstbewusstsein. Soweit die schöne Theorie - in der Praxis stehen suboptimale Bedingungen in vielen Kitas dem Wachsen und Gedeihen der Kleinen oftmals im Weg. Fehlende Konstanz in den Betreuungsgruppen, häufige Wechsel der Erzieher*innen und die Überlastung der Kitas können dafür sorgen, dass dein Kind unter Stress gerät und sich nicht wohlfühlt. Unter solchen Umständen kommen die positiven Effekte eines frühen Kitastarts nicht zum Tragen. In so einem Fall solltest du dir überlegen, ob es nicht eine andere Lösung für die sensiblen ersten Lebensjahre gibt. Grundsätzlich solltest du die Qualität von allen Betreuungseinrichtungen, die deine Kinder durchlaufen, immer im Blick haben. Dennoch lässt sich im Falle des Kita Frühstarts festhalten, dass gute Bedingungen in jungen Jahren noch wichtiger sind. Außerdem darfst du auf keinen Fall vergessen, dass du selbst, egal ob dein Kind mit dem ersten Lebensjahr schon in die Kita geht oder nicht, immer noch den größten Einfluss auf die Entwicklung hast. Anhand welcher Merkmale du eine gute Kita erkennst erfährst du hier.

Marlene
Marlene