Nichts geht ohne Mama. Sobald sie den Raum verlässt ist das Geschrei groß und der Nachwuchs verfällt in Panik. Wenn Papa dann versucht die Lage zu übernehmen und den Kleinen oder die Kleine zu beruhigen, bekommt er nur ein störrisches „Nein, Mama“ zu hören, völlig egal wie liebevoll er dabei ist. Das Kind ist einfach völlig fixiert auf seine Mutter.
Ist eine starke Bindung zur Mutter normal?
Ja, eine Fixierung auf Mama ist zunächst normal. Was häufig sehr belastend sein kann, ist völlig logisch. Nachdem ein Kind neun Monate im Bauch der Mama verbracht hat, ist es selbstverständlich, dass diese Beziehung sehr intim ist. Auch in den ersten Lebensmonaten braucht es rund um die Uhr Fürsorge – da Mütter nun mal für die Nahrungsaufnahme zuständig sind, wird die Bindung noch weiter verstärkt. Irgendwann kommt jedoch der Zeitpunkt, an dem ein Kind auch andere als Bezugsperson in sein Leben lassen sollte, allen voran natürlich den anderen Elternteil. Leider ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, wie viel Fixierung auf Mama normal ist und wann der Zeitpunkt gekommen ist, die Kleinen aktiv darauf hinzuweisen, dass die Welt nicht nur aus Mama besteht – da entsteht schnell mal eine vertrackte Situation. Was für Eltern eine echte Herausforderung ist, stellt aber für das Kind selbst eine wichtige Lernerfahrung dar!
Warum sind Babys so auf ihre Mama fixiert?
Für Mütter ist die Geburt des eigenen Babys eine lebensverändernde Erfahrung. Ihre Liebe zu dem kleinen Knöpfchen ist unerschütterlich, da sie sowohl körperlich als auch psychisch tief verbunden mit ihm ist. Selbstverständlich hat Mama das beste Gespür dafür, was ihr eigenes Kind braucht. Oft passt da kein Blatt mehr dazwischen. Aber Moment – Papa ist ja auch noch da und der ist schließlich kein Fremder! Oder etwa doch? Das Verhältnis zwischen Vater oder einer zweiten Mutter und dem Nachwuchs unterscheidet sich sehr stark von dem zwischen Mutter und Sprössling.
Verglichen mit der innigen Nähe zur Mutter ist der andere Elternteil erstmal weiter weg. Man könnte fast sagen, dass die Karten ziemlich ungleich verteilt sind, wenn es um die Aufmerksamkeit des Kindes geht. Mama trägt das Baby aus und gibt ihm danach auch noch die Brust. Klar, dass der Papa oder die zweite Mutter bei solchen Qualitäten erstmal nicht mithalten kann. Spätestens jetzt ist dir sicherlich bewusst, dass es einfach keinen Sinn macht, die Mutter-Kind-Beziehung mit mit der des zweiten Elternteils zu vergleichen. Dafür sind Unterschiede zu groß. Aber Achtung: Das heißt nicht, dass man sie nicht aktiv beeinflussen kann – und sogar muss!
So stärkst du Bindung des Kindes auch zur anderen Bezugsperson
Im ersten Jahr nach der Geburt ist die überbetonte Fixierung auf die Mama absolut normal. Man sollte akzeptieren, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind einfach etwas Außergewöhnliches ist. Diese Tatsache ändert sich nicht so leicht und Mama wird wahrscheinlich noch länger die Nummer Eins sein. Trotzdem ist es wichtig dem Baby zu zeigen, dass es noch andere Bezugspersonen haben wird. Ungefähr ab dem 6. Lebensmonat kann man damit beginnen den Rest der Familie aktiv einzubinden. Väter oder zweite Mütter können nun zeigen, dass sie hervorragend kuscheln, füttern und spielen können, denn für das Baby wird zur Bezugsperson, wer sich gut kümmert. Ein Wettkampf um die Gunst des Kindes sollte dabei aber nicht entstehen. Im Gegenteil: Zusammenarbeit innerhalb der Familie ist gefordert. Deshalb sollten Eltern bereit sein, voneinander zu lernen und nicht in Konkurrenz zueinander zu treten! Teilt euer Wissen miteinander und studiert wichtige Handgriffe zusammen ein. Das Baby wird es schön finden, wenn es von beiden Vertrauenspersonen gleichzeitig umsorgt wird – und das direkt mit einem großen "I Love Mama & Papa" zum Ausdruck bringen wollen. Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass es für eine starke Vater-Kind-Beziehung wichtig ist, dass die beiden auch Zeit zu zweit miteinander verbringen, damit das Kind seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt auf den Vater richten kann. Das gleiche gilt übrigens auch für die Mama, die das Kleine nicht ausgetragen hat. Außerdem wird sich die Partnerin sicher freuen, zur Abwechslung mal wieder ein paar Minuten durchatmen zu können!
Die wichtigsten Fakten im Überblick
Die meisten Kinder entwachsen der Mama-Fixierung mit ungefähr einem Jahr. Mit ungefähr zwei Jahren sind sie dann reif genug um zu verstehen, dass die Mutter kein Teil von ihnen ist, sondern beide eigenständige Personen. Dennoch treten Fixierungsphasen bis zur Pubertät immer wieder auf. Insbesondere bis zum 4. Lebensjahr sind sie recht häufig. Eine Fixierung auf den Vater oder anderen Bezugspersonen kann dabei ebenfalls entstehen, denn für Kinder zählt in erster Linie wer ihre Bedürfnisse nach Sicherheit und Zuwendung erfüllt, so wie es selbst die schönste Babydecke nicht schaffen kann!
Die Fixierungsphasen gehören also zum Heranwachsen eines Kindes irgendwie dazu. Für den Umgang damit gibt es keine Patentlösung. Schlussendlich sind es Selbstverständlichkeiten, wie Verständnis, Zusammenarbeit und Achtsamkeit, die dafür sorgen, dass die Bedingungen stimmen.
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Die Beziehungen eines Kindes zu Mutter und dem weiteren Elternteil sind grundsätzlich verschieden und sollten nicht gegeneinander aufgewogen werden.
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Beide Elternteile sind gleichermaßen für ihr Kind verantwortlich, auch wenn sie von Zeit und Zeit unterschiedliche Funktionen übernehmen.
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Mütter müssen ab einem bestimmten Zeitpunkt zulassen, dass auch Partner:innen Aufgaben übernehmen wollen und können.
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Bei Streit in einer Beziehung sollte eine besonders starke Bindung zu einem Elternteil nicht dazu benutzt werden, das Kind auf eine Seite zu ziehen. Kinder brauchen beide!
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Anfangs kann es helfen, Dinge wie Windeln wechseln oder füttern zu dritt zu erledigen. So gelingt ein Übergang, der Papa oder der anderen Mama auch mal ein paar eigene Momente mit dem oder der Kleinen ermöglicht.
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Im Laufe des Heranwachsens können sich die fixierten Phasen teilweise schnell abwechseln. Viel wichtiger ist es aber, dass beide Elternteile kontinuierlich Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen.
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Für berufstätige Elternteile mit wenig Zeit macht es Sinn, feste Rituale festzulegen, wie zum Beispiel Vorlesen als persönliche Einschlafhilfe.