Wusstest du, dass 15 Prozent der Mütter in Deutschland nach der Geburt an einer sogenannten Wochenbettdepression leiden? Nicht zu verwechseln ist diese psychische Erkrankung mit dem Babyblues, welcher in der Regel nur wenige Wochen anhält und anschließend von allein wieder abklingt. Es gibt bestimmte Anzeichen, die auf eine Wochenbettdepression nach der Geburt hindeuten. Solltest du diese bei dir wiedererkennen, ist es aber kein Grund zur Sorge: Für diese Depression gibt es wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten. Wir erklären dir alles, was du über das Thema wissen musst!
Wochenbettdepression: Was ist das?
Als eine Wochenbettdepression oder auch postpartale Depression bezeichnet man ein anhaltendes Stimmungstief nach der Geburt. Sie wird häufig mit dem sogenannten Babyblues verwechselt, welcher jedoch deutlich kürzer andauert. Während der Babyblues maximal drei Wochen anhält, kann der depressive Zustand eine Mutter mehrere Monate bis Jahre begleiten. Dabei lässt sich die Wochenbettdepression kaum von einer Depression unterscheiden. Häufig ist der einzige Unterschied, dass starke Schuldgefühle gegenüber dem Baby hinzukommen. Die Symptome der postpartalen Depression erschweren es Müttern, sich um ihr Kleines zu kümmern, was zu Ängsten und Isolation führt.
Weitere Symptome der Wochenbettdepression sind folgende:
- Gedrückte Stimmung
- Häufiges Weinen
- Interessen- und Appetitverlust
- Schlafstörungen
- Schnelles und häufiges Ermüden
- Selbstzweifel
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Gedanken an Selbstverletzung
- Verstärktes Grübeln
- Lustlosigkeit
Diese Symptome treten meist erst nach der Entlassung aus der Klinik auf, wenn Mutter und Kind ihre neue Alltagsroutine finden müssen. Hier kann sich das Stimmungstief bereits nach wenigen Tagen oder auch nach einem halben bis ganzen Jahr zeigen.
Wieso leiden so viele Mütter unter Wochenbettdepressionen?
Expert:innen gehen davon aus, dass die postpartale Depression durch die schnellen sowie starken Hormonschwankungen ausgelöst wird. Progesteron steigt während der Schwangerschaft um das 50- bis 100-fache an - Östrogen sogar um das 200-fache gegenüber den normalen Werten. Beides fällt nach der Geburt schlagartig ab. Zudem steigt das Oxytocin, welches die Bindung zum Neugeborenen erzeugt, zusätzlich aber zu Reizbarkeit, Ängsten und Depressionen führen kann. Des Weiteren verändern sich die Stresshormone, es kommt zu Dysregulationen der Schilddrüsenhormone sowie zu Wechselwirkungen der Hormone mit Neurotransmittern, welche die Stimmung regulieren: Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.
Wer ist für die Wochenbettdepression besonders gefährdet?
Ob die hormonellen Schwankungen eine postpartale Depression auslösen oder nicht, kann durch verschiedene Risikofaktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel:
- Stress und belastende Ereignisse während der Schwangerschaft oder nach der Geburt
- Wenig soziale Unterstützung, z.B. aufgrund einer unglücklichen Partnerschaft
- Traumatische Erlebnissen wie Missbrauch oder Vernachlässigung in der eigenen Kindheit
- Fehlende, schlechte oder verängstigende Vorbilder
- Eigene Erfahrungen mit Angststörungen oder Depressionen (hier erhöht sich die Wahrscheinlichkeit sogar um 25 Prozent)
Lässt sich einer Wochenbettdepression vorbeugen?
Du möchtest einer postpartalen Depression entgegenwirken, fragst dich aber, wie und ob das überhaupt möglich ist? Tatsächlich lässt sich nicht jede Wochenbettdepression verhindern - dennoch gibt es einige Umstände und Unterstützungsmöglichkeiten, welche die Wahrscheinlichkeit dafür verringern.
Betrachtet man die zuvor genannten Risikofaktoren, ist es nicht überraschend, dass eine gesunde Partnerschaft, gute soziale Unterstützung und psychische Stabilität die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung reduzieren. Wichtig sind auch die umfangreiche Aufklärung zu der Thematik sowie das Ansprechen möglicher Risikofaktoren. Solltest du dich in mindestens einem der oben genannten Punkte wiederfinden, ist es hilfreich, mit deinem behandelnden Arzt oder deiner behandelnden Ärztin darüber zu sprechen, damit diese so früh und gut wie möglich reagieren können. Dabei gibt es Möglichkeiten wie regelmäßige Hausbesuche von ausgebildeten Pflegekräften oder auch eine psychotherapeutische Behandlung.
Wie effektiv diese Hilfestellungen wirklich sind, belegen verschiedene Studien: Bei durchschnittlich 3 bis 4 Frauen mit erhöhtem Risiko zur Wochenbettdepression konnten psychosoziale und psychologische Unterstützungsprogramme der Erkrankung vorbeugen.
Wie lassen sich Wochenbettdepressionen behandeln?
Solltest du eine Veränderung an dir bemerken oder dir Nahestehende sprechen dich auf Auffälligkeiten an, ist es in jedem Fall ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Dabei eignen sich Hausärzt:innen, aber auch gynäkologische sowie psychotherapeutische Praxen. Zudem kannst du Rücksprache mit deiner Hebamme oder deinem behandelnden Geburtshelfer halten. Gemeinsam findet ihr eine passende Behandlungsmöglichkeit für die Wochenbettdepression!
Bei einer leichten postpartalen Depression kann emotionale Unterstützung bereits große Abhilfe leisten. Dafür sind verständnisvolle und vor allem nicht-wertende Gesprächspartner:innen wichtig, wie beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe mit Frauen, die das Gleiche durchstehen.
Bei mittleren bis schweren Depressionen kann dies zwar auch helfen, jedoch ist in den meisten Fällen eine medizinische und psychologische Hilfe notwendig. Eine Psychotherapie verbessert nachweislich die Symptome betroffener Frauen. Bei besonders starken Wochenbettdepressionen können zusätzlich Medikamente, speziell Antidepressiva zum Einsatz kommen. Mit einer umfangreichen ärztlichen Beratung können diese gezielt deinen Symptomen entgegensteuern, ohne deinem Baby zu schaden!
Fazit
Depressionen und somit auch die Wochenbettdepressionen sind leider noch immer ein Tabu-Thema, dabei ist die Ursache oft hormonell und somit Teil der natürlichen Körperprozesse. Du musst dich also auf keinen Fall für deine Gefühle schämen! Darüber zu reden kann die postpartale Depression nicht nur vorbeugen, sondern auch eine Art der Behandlung sein. Bei leichten Symptomen hilft es bereits, sich an nahestehende Personen oder eine Selbsthilfegruppe zu wenden. Bei schwerwiegenderen ist es allerdings wichtig, dass du dir zusätzlich ärztliche Hilfe suchst, da diese dann meist die einzige und vor allem effektivste Möglichkeit ist, die Erkrankung zu heilen.